INGAR KRAUSS – 39 BILDER: WER STILLLEBEN LEBT, LEBT DRINNEN

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Eigentlich können alle Bilder, von Ingar Krauss, seit er Mitte der Neunziger Jahre begonnen hat, die Welt fotografisch zu betrachten, als Stilleben gesehen werden. Auch wenn er Heranwachsende, Wanderarbeiter porträtiert, Landschaften, Gärten und Gebäude auf Film festhält zeichnet seine Bilder immer diese besondere Stille, Konzentration und Melancholie des Vergänglichen aus, die man auch in der klassischen Stilllebenmalerei finden kann. Der Titel der Ausstellung ist gleichzeitig der Titel des Textes von Ulf Erdmann Ziegler aus dem Buch „39 Bilder“, das erstmals einen Überblick über die Bilder bietet, die Ingar Krauss selbst als Stillleben betitelt.

 

© Ingar Krauss.

Die Objekte der Stillleben kommen aus der ländlichen Umgebung seines Fotostudios bei Zechin, im Oderbruch: Gemüse, Früchte, Getreide, Blumen, Tiere; die er unter natürlichem Licht in selbstgebauten Bühnenkästen anordnet, beleuchtet, analog fotografiert, in der eigenen Dunkelkammer entwickelt, vergrößert und am Ende von Hand mit einer Lasur aus Ölfarbe bearbeitet. Seine Bilder wirken surreal, manchmal düster, immer zeitlos, keinem Trend gehorchend, keiner Schule zurechenbar. Die Inspiration kommt für ihn aus seinem unmittelbaren Erfahren der Landschaft, des Ackerbaus, der Jahreszeiten und Stimmungen. Man sieht seinen Bildern diesen langsamen Entstehungsprozess an, sie sind analoge Gegenpole zur sich immer weiter beschleunigenden zunehmend digitalisierten Welt, ohne dabei eine romantisierende Position einzunehmen.

 

© Ingar Krauss

Neben den Stillleben werden auch ausgewählte Porträtarbeiten gezeigt, um bei der erstmaligen Präsentation seiner Arbeiten im deutschen Südwesten auch die Bilder zeigen zu können, mit denen Ingar Krauss bekannt geworden ist.

»The history of the still life is stillbeing written, but chronologies can be deceptive. Wemust imagine the substance of this genre as a kind oftube mail that is sent back and forth over a period ofcenturies for the purpose of ideation and revision.« (Ulf Erdmann Ziegler). Ingar Krauss (*1965, East Berlin) constructs stage-like boxes for his still lifes and arranges plants and animals under natural light in them. The analogue, black-andwhite photographs are reworked by hand with oil paint.

Die Vernissage ist am 11. Mai 2017 mit einer Einführung von Markus Hartmann. Der Künstler ist zur Eröffnung anwesend. Die Ausstellung läuft von  11. Mai bis 17. Juni 2017. Das Buch zur Ausstellung „39 Bilder“ ist erschienen bei Hartmann Projects. Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit von UNO ART SPACE – UTE NOLL und HARTMANN PROJECTS.

© Ingar Krauss für seine Kunstwerke.